„Geschichte des Ortes“ nach der Chronik der Volksschule Gmünd
Sammlung Siegfried Lagger

„Geschichte des Ortes“ nach der Chronik der Volksschule Gmünd

Beitrag aus Juli 2018

Die Entstehung Gmünds hat ihre Sage. Sie lautet: Die ganze Gegend um Gmünd war ein tiefer See, der einerseits über die Kremsbrücke bis nahe an Rauchenkatsch und auf der anderen Seite weit in das Maltatal hineinreichte und mit dem Millstätter See in Verbindung stand. An den Enden des Sees standen die Burgen Löweneck, Oedenfest und Rauchenkatsch und die Bewohner der Burgen besuchten sich gegenseitig.

Da geschah es, dass des Löweneckers Sohn, der junge Pankratius, bei einer Kahnfahrt auf dem See verunglückte. Gabs da Not und Elend – und was das Bitterste war, man konnte den Leichnam des Verunglückten nicht finden. Die Eltern aber wollten ihn haben! Koste es, was es wolle! Und da es nicht anders möglich war, so ließ der traurige Ritter einen Uferdurchbruch bei Lieseregg anlegen, und da floss es ab, das Wasser des Sees und der Leichnam des Junkers Pankraz lag an jener Stelle, wo noch heute in Gmünd die jetzt zu einem Magazin sich qualifizierende Pankrazikirche steht, welche der Ritter zum ewigen Andenken erbauen ließ. Um die Kirche siedelten sich Leute an, bauten da ihre Häuser und so entstand Gmünd.

Die Annahme, dass die Gegend um Gmünd ein See gewesen, hat etwas für sich, denn die Plateaus von Puch und Treffenboden, die Enge des Liesergrabens, kurz das ganze Territorium berechtigt zu dieser Anschauung. Will man ja sogar in Kreuschlach noch die Ringe aufweisen, an denen die Schiffer ihre Kähne ankoppelten. Sei dem, wie ihm wolle! Weiß man von der Genesis von Gmünd auch so viel wie nichts, so bleibt es doch gewiss, dass Gmünd namentlich im Mittelalter eine große Rolle gespielt hat. Unter dem Krummstab der Salzburger Erzbischöfe, denen es schon unter Karl dem Großen angehörte, blühte Handel und Bergbau im Liesertal. Der Weg über Gmünd und den Katschberg hatte eine große Wichtigkeit, besonders für den Handel mit „venetianischen Waaren“ [kein Rechtschreibfehler, das hat man tatsächlich so geschrieben!], denn er war der kürzeste und bequemste in der Richtung von Venedig über Salzburg nach Regensburg und Nürnberg; und für Rückfrachten war er namentlich für den Transport des Halleiner Salzes geeignet. Gmünd war sonach als Hauptlegstätte für den Handel ins Reich in mercantiler Hinsicht ein Ort ersten Ranges und die Kirchenfürsten Salzburgs machten sich diesen Umstand durch eine Maut, die sehr einträglich war, bestens zu Nutzen.

Nebst dem Handel hatte Gmünd schon im XIV. Jahrhundert seine eigene Schule und florierte durch die Erträgnisse des Bergbaues in der Krems auf Gold, Silber und Eisenerz, von welchem Unternehmen die Bergwerks-Ordnungen des Salzburger Erzbischofes Gregor, eines geborenen Schenk v. Osterwitz, der von 1396–1403 regierte, Zeugnis geben.

Nebst den glücklichen Tagen hatte das Alpenstädtchen auch seine traurige Geschichte.

Namentlich vom XV. Jahrhundert an begann dessen Leidensgeschichte. Kaiser Friedrich IV. wollte, dass der schon im hohen Alter stehende Erzbischof Bernhard von Salzburg das Erzbistum an den Günstling des Kaisers, den gewesenen Erzbischof von Gran, Johann, abtrat. Bernhard widersetzte sich, erzürnte damit den Kaiser, welcher nun befahl, alle von seinen Herrschaften umgebenen Besitzungen des Erzbistums in Kärnten, Steier und Österreich sowie jene des Bischofs von Seckau zu seinen Handen zu nehmen. Doch bevor diese Verfügung getroffen werden konnte, überlieferte sich Bernhard dem ärgsten Feind des Kaisers, dem König Mathias Corvinus, welcher ihm seinen Schutz als ungarischer Vogtherr gegen den Kaiser versprach, wenn er ihm die salzburgischen Städte und Märkte in Steier und Kärnten übergeben würde. So kam es, dass im Jahre 1480 ungarische Truppen ins Kärntnerland kamen und sich in Friesach, Althofen, Sachsenburg und Gmünd niederließen.

Der Wunsch, die ungeliebten Ungarn wieder los zu werden, wurde immer größer, aber erst als kaiserliche Truppen von Seltenheim bei Klagenfurt mit den großen Kanonen die Belagerung in Gmünd übernahmen, gelang es, die Ungarn zum Abzug zu zwingen. 1487 war es soweit, die Ungarn zogen über den Katschberg ab.

Der Überblick über die Geschichte Gmünds – er reicht bis zum Ende der Franzosenzeit 1814 – schließt mit dem Satz: So zog an Gmünd eine tatenreiche Vergangenheit vorüber, und man würde es dem Städtchen kaum ansehen, dass es eine so umfangreiche Geschichte miterlebt und miterlitten hat.

Weiter oben wird gesagt, dass Gmünd schon im 14. Jahrhundert eine Schule hatte. Aus dieser Zeit gibt es den Hinweis auf einen deutschen und lateinischen Schulmeister, der die Kinder auch in Kirchengesang unterrichtete und mit ihnen Gottesdienste gesanglich gestaltete.

In der Schulchronik, begonnen 1881, berichtet der Chronist weiter:

Über die Gründung der Schule konnte nichts in Erfahrung gebracht werden; auch im Pfarrarchiv findet sich nichts hierüber vor. Das ehemalige Schulgebäude in der Kirchengasse ist Eigentum der Stadtpfarrkirche Gmünd und ist seit Menschengedenken als Schulhaus und Lehrerwohnung benutzt worden.

Das Gebäude, worin die beiden Lehrzimmer der damals zweiklassigen Volksschule sich befanden, grenzt gegen Osten an die Kirchgasse, gegen Westen an die Stadtringmauer, gegen Süden an die Stadtpfarrkirche und gegen Norden an das Wohnhaus des Herrn Ambros Platzer.

Das obere Schulzimmer sowie auch das kleine Wohnzimmer des Unterlehrers sind trocken und licht, das untere Schulzimmer hingegen ist feucht und für die gegenwärtige Schülerzahl zu klein. Das Gebäude eignet sich übrigens ganz gut als Schulhaus, weil 1. sich keine Wohnparteien und 2. in der Umgebung keine lärmenden Professionisten sich befinden.

Hinter dem Schulhaus ist ein kleines Gärtchen, welches der jeweilige Lehrer als Gemüsegärtchen zur Benützung hat.

In der Gemeindekanzlei hängt ein Bild, das die Stadt Gmünd um 1790 zeigt. Darauf ist hinter der Kirche ein vorspringendes Gebäude zu sehen, das alte Schulhaus. Sein neuer Besitzer hat es sorgfältig restauriert und den Hausspruch sichtbar gelassen. Seinen Bemühungen ist es zu danken, dass der Spruch gedeutet werden konnte. Er stammt aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts – vielleicht wurde damals dieses Schulhaus gebaut?

Sicher ist, dass im Frühjahr 1878 mit dem Schulhausbau am Waschanger begonnen wurde. Die Eröffnung war zwei Jahre später am 24. Mai 1880. Nicht ganz 100 Jahre später, von 1973 bis 1977, errichtete die Stadtgemeinde das jetzige Schulgebäude, das in wenigen Jahren den 50-jährigen Bestand feiern wird.

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Anton Fritz: „Geschichte des Ortes“ nach der Chronik der Volksschule Gmünd. In: Aus Gmünds vergangenen Tagen, Publikationen Stadtarchiv Gmünd in Kärnten, Juli 2018. Online: ark:/65325/d600ss.

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