Ein Spaziergang gegen das Vergessen: Mit einem kleinen Wörterbuch für den Tschiernock-Hang
Ulrike Mengeú

Auf dem vorerst letzten Spaziergang durch die Flurnamen der Stadtgemeinde Gmünds wechseln wir über die Lieser auf den Abhang des Tschiernocks (2088 m). Diesmal interessiert der Bereich zwischen dem Platzgraben und dem Bergausläufer entlang des Nöringgrabens südlich Gmünds. Frido Kordon überliefert uns auf seiner händisch gezeichneten Karte einige Namen, die kein Kartenwerk zeigen wie z. B. den Landfraßgraben als Schrottengraben. Auf dem Nord-Süd gerichteten Ausläufer des Tschiernocks vermerkt er neben dem Rest (1425 m) und dem Gaiszipf (1568 m) noch das Brauseck (1816 m). Der westliche Bergausläufer liegt mit seinem Schlöfkogel bereits außerhalb der Stadtgemeinde Gmünd. Dieser landete von seiner Mundart befreit als Schlafkogel aber auch Schlafkopf (1684 m) in den Kartenwerken. Zu dessen Füßen befinden sich Trasischk und Treffling. Die linksseitigen Hänge der Lieser (KG Landfraß und KG Puchreit) gehören noch nicht lange zur heutigen Stadtgemeinde Gmünd. Anfangs zinsten dort die meisten Huben an das Kloster Millstatt, gingen aber nach Auflösung des Jesuitenordens (1773) in die staatliche Verwaltung über. Das ehemals namengebende Puchreit im Osten Gmünds liegt bereits über die Kuppe des Rests hinweg im Nöringgraben. Erst 1958 fiel der entsprechende Teil der KG Puchreit an die Stadtgemeinde Gmünd, der Rest blieb bei der Gemeinde Krems.

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Treffen – Kreuschlach – Perau – Platz: Ach, das sind ja alles NUR NAMEN!?
Ulrike Mengeú

Die regionalen slawischen/frühslowenischen Namen sind ein Nachhall uralter Zeiten. In der Region dominierte zunächst die Schriftlosigkeit. Diese Epoche sollte man unbefangen und vorurteilsfrei betrachten. Sie gehört zur Geschichte Oberkärntens wie die Epoche der Monarchie. Blättert man im Telefonbuch des Lieser- und Maltatales, findet man in den Familiennamen unzählige Wörter aus der slawischen Sprachfamilie. Noch in der österreichischen Monarchie lebten bis zu dreizehn Sprachen, Deutsch stellte die Verwaltungssprache. Ansonsten hat sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein keiner um eine wie immer geartete Hierarchie der Sprachen gekümmert, wichtig war einzig die Loyalität gegenüber dem Kaiser. Mehrsprachigkeit war z. B. ein Karrierevorteil im militärischen Apparat der Monarchie. Heute formuliert die Europäische Union die Vision, dass jeder EU-Bürger sich zumindest dreisprachig verständigen können sollte. Es sind reine Kommunikationsfähigkeiten, die gewisse angenehme Begleiterscheinungen mit sich bringen, vor allem auch eine Erweiterung des Horizonts. Die Idee, Sprache und Nation als Einheit zu sehen, entstand erst vor kaum mehr als hundertfünfzig Jahren. Auch diese Idee zeigt Vergänglichkeit, neue sind unterwegs: Anpassungsfähigkeit ist gefragt.

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