Namen als Geschichtsquelle – Ein Archiv in der Landschaft
Blick auf eine felsige Gebirgslandschaft mit grünem Latschenbewuchs ohne Bäume. Auf den Gipfeln ein paar Schneefelder und im Vordergrund ein See, der von einer gewölbten Mauer aufgestaut wird.
© Reinhard Kager, Millstatt

Namen als Geschichtsquelle – Ein Archiv in der Landschaft

Die folgende Artikelserie der Stadtnachrichten Gmünd beschäftigt sich in elf Folgen mit Namen der Stadtgemeinde Gmünd. Diese Wörter übermitteln als lebendige Sprachzeugnisse jahrhunderte-, in speziellen Fällen sogar jahrtausendealten Klang der Landschaft. Dass die Namenkunde mit vielfältigen Aspekten zur Regionalgeschichte beitragen kann, wird in dieser vorangestellten Einleitung behandelt.

Der Forschungszweig der Namenkunde entwickelte sich aus der Sprachwissenschaft. Namen sind ein gemeinsames immaterielles Kulturerbe, das man sich zunächst grundsätzlich ins Bewusstsein holen kann. In ganz Kärnten verbergen sich hinter dieser Unmenge an Namen für Siedlungen, Gewässer, Berge oder Fluren unterschiedliche Sprachen und mehrfach ein sehr hohes Alter – vor allem bei den Namen der größeren Flüsse. Man gewöhnt sich daran, Namen wie fremdartige Vokabeln zu verwenden, deren Sinn man nicht versteht. Die Namenkunde entschlüsselt ihre Bedeutungen. Es gibt keine sinnlosen Namen.

Schon weit vor dem Beginn der Namenkunde machte sich die Bevölkerung beizeiten Gedanken über diese unbekannten Wörter. Die alte Sage Wie die Lieser zu ihrem Namen kam ist ein regionales Beispiel von unzähligen Geschichten, die sich allerorts eine Bedeutung solcher fremdartigen Wörter herbei erzählen. Die Sprachforschung nennt dies Volksetymologie.

Wie die Lieser zu ihrem Namen kam

Aus einem runden Loch inmitten einer steil abfallenden Felswand entspringt die Lieser. Oberhalb dieser Felswand erstreckt sich eine Schutthalde, das Lieserkar. Der Sage nach befand sich an dieser Stelle einst ein See. In alten Zeiten wurde auch im hinteren Pöllatal nach Gold gegraben. Das einst ergiebige Goldbergwerk ist schon lange stillgelegt. Übermütig waren damals die Knappen, nur einer von ihnen war fromm und ging jeden Sonntag ins Tal zur Kirche. Dieser aber war stocktaub.

Eines Tages, als sie gerade ihre Arbeit im Stollen beginnen wollten, hörte der taube Knappe plötzlich ein gewaltiges Rauschen. Er warnte die anderen, doch sie verhöhnten ihn: „Was sollst du schon hören, wenn nicht einmal wir etwas hören!” Nachdem auch die zweite Warnung nichts half, verließ er als einziger Hals über Kopf den Stollen. Kaum war er draußen, so stürzte ein gewaltiger Wasserstrom aus dem Stollen, denn sie hatten den oberhalb des Bergwerks liegenden See angebohrt und das Wasser suchte sich seinen Lauf ins Freie durch den Stollen. Seinen Kameraden konnte nicht mehr geholfen werden.

Seitdem fließt dort ein Bach, den die Leute Lieser nennen, der Name kommt nämlich von „liesnen“, das heißt horchen, und erinnert an den tauben Knappen, der allein das Brausen des einbrechenden Wassers gehört haben soll.

Frei nach: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941

Namen in der Landschaft überlieferten sich mündlich. Getreulich reichte man sie von Generation zu Generation weiter. Bei allen Namen handelt es sich um ein Kulturgut. Mit ihnen beschäftigt sich die Namenkunde, die aus der Sprachwissenschaft entstand und eine Hilfswissenschaft verkörpert. Man unterscheidet zwischen Personen-, Orts-, Gewässer-, Berg- und Flurnamen. Bezüglich der Besiedlungsgeschichte kann sie der Geschichtswissenschaft dort weiterhelfen, wo Aufzeichnungen fehlen. Zur Klärung der Besiedlungsgeschichte bedient man sich heute mehrerer Methoden. Ein Blick zurück in schriftlose Zeiten wird in der Regel durch die Archäologie beschrieben. Wo weder schriftliche Zeugnisse noch archäologische Funde vorliegen, vermerken die Historiker unbekannt. Wo Fundmaterial fehlt, kennt man heute andere Möglichkeiten. Es entwickelten sich Methoden, die Licht in eine Zeit wirft, die lange dunkel war. Sie sind vielfältig und die Ergebnisse oft überraschend. Zum Beispiel liefert die Naturwissenschaft verschiedenartigste Beiträge. Heute zählen Pollenanalysen als auch die Genforschung zu wichtigen Pfeilern in der Klärung der Siedlungsentwicklung. So belegen Pollen eine Besiedlung der zentralen Alpen schon vor 6500 Jahren = 4500 v. Chr. Rund um den Millstätter See zeigen sie den Beginn der Niederlassungen um 4000 v. Chr.

Der erste Beitrag zu den Stadtgemeinde-Namen beschäftigt sich mit den Gewässernamen der beiden wichtigsten Flüsse der Region. Hierbei befindet man sich in einer Epoche, die tatsächlich weit mehr als zweitausend Jahre zurückliegt. Bei der Erforschung der europäischen Flussnamen entdeckte man ein Netz einer uralten, alles verbindenden Sprache. Während einer nur schwer zu datierenden Zeitspanne hat eine erste Siedlerschicht die größten Ströme und Flüsse benannt. Ob und inwieweit sie überregional unterwegs war, ist hier nicht die Fragestellung. Deren Namen wurden jedenfalls übernommen und von Generation zu Generation weitergegeben. Es war diese Epoche, bevor sich jene indoeuropäische Ursprache in mehrere Einzelsprachen verzweigte, wie das Keltische oder Germanische, aber auch Romanische. Die Flurnamenforschung diskutiert schon mehr als hundertfünfzig Jahre und einigt sich nach langatmigen Diskussionen, denen komplizierte Lautumwandlungen zugrunde liegen.

Überraschende Uminterpretation der Region

Kranzmayer, der erste Verfasser eines Kärntner Namenbuches, analysierte in persönlichen Exkursionen jahrzehntelang die Mundarten Kärntens. Er interpretierte aus den Namen der Lieser-/Maltataler Region eine Restbevölkerung aus vorslawischer Zeit und den höchsten Anteil vorslawischer Namen von ganz Kärnten (6 %). Dies ist eine bemerkenswerte Rate. Er betonte an mehreren Stellen seiner komplizierten Untersuchungen, dass bis zum Eintreffen der Bayern in der Region die slawische Sprache kein Übergewicht besessen haben muss. Er erklärte es sich durch die gebirgige Lage mit speziellen Herausforderungen bei der Besiedlung. Als sich dann Karantanen auch in der Region niederließen, liegt dies ebenfalls schon mehr als zwölf Jahrhunderte zurück. Diese begründeten eine erste regionale slawische, späterhin frühslowenische Namenschicht. Gemäß Kranzmayer soll sich die (Früh)Slowenisch sprechende Bevölkerung erst mit der bayerischen Landnahme in der Region vermehrt haben. Die daraus entstandene Mehrsprachigkeit löste sich erst etliche Generationen später Schritt für Schritt langsam auf. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Idee um sich griff, dass eine Nation nur eine Sprache besitzen sollte, war die slowenische Sprache in Oberkärnten schon längst „ausgestorben“. Überlebt haben ihre Namen trotzdem.

Zuallererst untersucht die Namenkunde Wörter in Bezug auf ihre Sprachzugehörigkeit. Dies sagt schon eine Menge aus, ist aber ein herausfordernder Bereich, denn jede Sprache hat ihre eigene Lautgeschichte. Wenn eine neue Sprachschicht auftauchte, übernahm sie regelmäßig ältere Benennungen der bereits vorhandenen Bevölkerung und überlagerte diese Klänge mit ihren eigenen Lautgewohnheiten. Dass dies gleichermaßen sogar noch in der Neuzeit geschah, hier vor allem in der Phase der Kartographierung der Landschaft, wird weiter unten gezeigt. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass beim Schritt von der Mündlichkeit in die Verschriftlichung Abwandlungen verschiedenster Art möglich waren. Wenn Wörter ihre Bedeutung nicht mehr preisgaben, wurden sie oft sprachlich gedreht und gewendet, bis sie in die eigene Sprache passten. In der Regel schrieb man die ersten Namen aus der Region in bayerischen Schreibstuben fern ihrer Bewohner auf. Bei den Schreibern handelte es sich zunächst um nicht ortskundige Geistliche, die ihnen unbekannte Wörter aufzeichneten, wie sie es gehört hatten. Auf diese Weise passten sich fremde Klänge zunächst der Urkundensprache des Mittelalters an, dem Mittellateinischen. Ihr wahres Alter liegt im Schatten der Vorzeit. Namen lebten durch ihre Sprecher und ließen sich in alten Zeiten in keine Verwaltungsakte einsperren. Es bleibt ein offener Raum mit Weitsicht. Aber weg von der Theorie, hin zum bereits erwähnten Beispiel aus der Kartographie:

Im Elend (ellende/ali-lantes = anderes Land, außer Landes, Fremde) zeigen Karten heute zum Beispiel einen Stuhlkarspitz. Der Franziszeische Kataster weist ein Stultkar aus. Stult entstammt dem Althochdeutschen und bezeichnete ein (Weg)Kreuz. Man verwendete es aber auch für einen Galgen oder sogar einen Marterpfahl. Dieses, für die Kartographen der Neuzeit unbekannte Wort wurde nun offensichtlich zu den Wortgruppen mit Tisch- im Talabschluss des Kleinelends gestellt. Dies ergab zumindest einen verständlichen Sinn. Wenn man nun weiß, dass sich im Mittelalter die Übergänge im Elend als Teil eines wichtigen Wallfahrtsweges entwickelten, findet man den Zugang zu diesem Namen. Man wanderte Richtung Maria Luschari, auf den heutigen Monte Lussari bei Tarvis. Übrigens gründet sich dieses christliche Pilgerziel des Mittelalters laut einer neueren Untersuchung vermutlich in einem vorchristlichen Kult um den einst heiligen Berg Mangart. Im Mittelalter nahm man aus dem Pongau kommend die Kleinelendscharte, die Lungauer wählten die Arlscharte (= ma. Bergahorn). Man traf sich also im Elend und wanderte durch das hintere Maltatal gemeinsam weiter Richtung Süden. Über diesen Pilgerweg durch das Kleinelend erklärt sich ein Wegkreuz im ehemaligen Stultkar oder sogar direkt auf der Kolmscharte. Das Kolm wiederum gründet im slaw. chъlmъ und benennt hier die Bergkuppe. Letztere Scharte verlor ihre Begehung vermutlich an die Arlscharte, war doch damit eine Abkürzung der Gehstrecke verbunden. Dabei wurde der Bergkuppenzug nördlich des Stausees überwunden, der heute die Grenze zu Salzburg bildet.

© Reinhard Kager, Millstatt
Im Kölnbrein mit Blick Richtung Stuhlkarspitz und Zwölferspitz.

Eine derartige Rekonstruktion der Sprachwurzeln erfolgt stets im Abgleich mit der bisher bekannten Geschichte der Region und in Übereinstimmung mit den natürlichen Landschaftseigenschaften. Denn Namen haben stets einen Sinn, es gibt keine Namen ohne Bedeutung. Wer etwas benennt, dem ist es wichtig genug, eine Beschreibung zu geben, die unverwechselbar ist. Namen dienen neben der reinen Kennzeichnung auch der Kommunikation: man verständigt sich über die Landschaft. Menschen der alten Zeit waren innig verwoben mit der sie umgebenden Landschaft, es gab keinen Alltag, ohne diese zu begehen und in ihr bzw. mit ihr das eigene Überleben zu sichern.

Neben den Bauern waren es auch die Jäger, die mit dieser abseitigen Bergwelt vertraut waren. Weil sich der Name der Tischlerspitze von der Gasteiner Seite her auch als Fasch(en)nock überliefert und die Region durch die Faschaun einen nah verwandten Flurnamen besitzt, interessiert diese Namengebung auch die Region Malta-/Liesertal. Für die Tischler-Wortkombinationen im Talabschluss des Kleinelends für Kar, Kees, Kopf und Spitz soll eine auffallende Gesteinsformation ausschlaggebend gewesen sein. Der Kärntner Flurnamenexperte Pohl verweist auf ein um 1600 erstelltes Jagdbuch, das ein Tischl überliefert. Die Fasche wiederum kennt man mundartlich als ein Band oder eine Binde. In der Architektur kennt man es auch als Einfassung eines Fensters durch eine Umrahmung. In der Flurnamengebung zählt man es als Reliktwort zu lat. fascia = Band, Binde im Sinne eines lang gestreckten Streifens. Sowohl das Tischlerkar von der Seite des Kötschachtals als auch die Tischlerspitze präsentieren deutlich lange Strecken von Felswänden, die das Gelände wie ein Band aus Felsen einrahmen. In ähnlicher Weise findet man es bei der Maltataler Faschaun, wo sich auch zusätzlich das länglich Gestreckte zeigt. Da sich dieses Wort mit Endbetonung zeigt, verstärken sich die Hinweise auf einen romanischen Flurnamen, wie die Endsilbe -one > -aun ebenfalls mit romanischem Ursprung erklärt werden kann. Der sk-Laut aus dem fascione (= großes Band) wandelte sich im ausgehenden 11. Jahrhundert zum mittelhochdeutschen [sch]. Das nunmehrige fascha bezeichnete eine Einfriedung, auch Pferch oder Hürde. Da sich Kranzmayer nicht für eine romanische Wurzel entschied, erklärte er sich die Faschaun über einen slowenischen Personennamen *Bah/ *Bašûna.

Der Franziszeische Kataster führt uns auf die alte Spur der Geburtsstätte der Malta. Die dort mit dem Lineal gezogenen Linien des Großelend- und Kleinelendbachs vereinten sich anno dazumal zur Malta. Diese besaß nämlich nie eine eigene Quelle. Der Start der Malta setzt sich damit an den ehemaligen Zusammenfluss der beiden Elendbäche unterhalb der Arlscharte, der sich heute in der Tiefe des Stausees befindet. Sowohl die Lieserquelle als auch der Malta-Ursprung befinden sich beide in ehemaligen Bergbaugebieten.

Gleichermaßen gehören der Name der Lieser als auch der Malta mit größter anzunehmender Sicherheit zur ältesten nachweisbaren Sprachschicht Oberkärntens, die mit ihren regionalen Eigenheiten als Ostalpen-Indoeuropäisch bezeichnet wird. Die folgende Tabelle zeigt den Namen Malta in den verschiedenen Sprachschichten, die durch die Region wanderten. Eine derartige Tabelle ist in der Flurnamenforschung nicht üblich. Die vielen verschiedenen urkundlichen Versionen des ursprünglichen Malontina, nämlich Malintin, Maltine, Malletin, Malenthein bis hin zu Maletey, Molter oder Maltein, verlangten nach einer Erklärung. Einerseits verschriftlichte man die Namen in auswärtigen Kanzleien, andererseits wanderten verschiedene Sprachen ins Tal, die dieses Wort verschiedentlich im Mund herumdrehten. Bezüglich der Lieser wird hier noch kurz auf den Eintrag des Kärntner Flurnamenexperten Pohl im Online-Namenbuch Kärntens hingewiesen, der die Lieser auf das indogermanische *is-/*eis-/*ois- = sich heftig, schnell bewegen zurückführte. Dies hat sich durch den neueren Forschungsstand nicht belegt. Die Tabelle bezieht sich hier auf die Einträge im Deutschen Gewässernamenbuch (siehe Namenbücher), die den Stand der Forschung aus 2013 widerspiegeln.

Ein weiteres, möglicherweise uraltes regionales Sprachrelikt findet man im Schrimmbach. Dabei handelt es sich um ein kleines Seitenbächlein der Malta, dass in der Vergangenheit regelmäßig die Bemühungen der Talbewohner um die Erhaltung ihrer Wohnstätten und ihrer Kulturlandschaft zerstörte. Die Wurzel dieses Gewässernamens entpuppt sich überraschenderweise als ebenso alt wie die Malta. Sein großer Schwemmkegel am Talrand erweist sich alles andere als harmlos, was sein Name verrät. Die wahrhaft große Wehrmauer, mit der man die Unberechenbarkeit des Wassers einigermaßen unter Kontrolle hält, zeugt von den Problemen der Materialabschwemmungen aus den Höhen. Der Schrimmbach formt gemeinsam mit dem Blasbach (sl. plaz = Erdmure) die beiden Gräben beidseits des Burghügels der Ruine Mallenthein. So fügt sich dieses Wort problemlos in die mündliche Überlieferung ältester Siedlungsspuren im Maltatal, wie es die Sage berichtet.

© Reinhard Kager, Millstatt
Schrimmbach mit Wildwasserverbau.

Lieser

Je nach zugrunde gelegter Sprachwurzel zwei Auslegungen möglich. Der Name Lisara betrifft das Mündungsgebiet der Lieser in die Drau (1. urkundliche Nennung: 977–981 n. Chr.).

SprachgruppeSprachwurzelBedeutung
indoeuropäischAusgangsform *Lesurā
*les = sammeln, auflesen
Die alles Wasser sammelt
(im Bezug auf das Wassereinzugsgebiet)
romanisch mit dt. AblautAusgangsform *Lisara
roman. līra
würde jedoch zu *leisā
Furche im Ackerbeet

Malta

Neue Sprachschichten bedeuten neue Nuancen der Namensbedeutung. Dieser Name steht sowohl für Fluss, Siedlung als auch Gegend: Malontina (1. urkundliche Nennung: 957–993 n. Chr.).

SprachgruppeSprachwurzelBedeutung
indoeuropäisch
Mal-ont-ina
*ma(o)l = kahler Berg, auch Fels; gespr. [mol]
*-u̯ent/*un̥t
etwa: reich an
[Gegend] reich an kahlen
Bergen/Felsbergen
Obermüller bez. Kelten-tain ev. von gäl. twyn =
kleiner Hügel, Anhöhe (a=Latinisierung)
unsicher
romanisch*Malunt-
*malā = Erhebung, Berg
Bergland
Altslawischslaw. *tyn/tin = umfriedeter, befestigter OrtBurg(hügel) in den Bergen
Bairisch
1267: Burg im Gailtal bei Hermagor;
Mallentin / Malenthein
übersetzt mit frühslow. Boltâjn
*bol = Schmerz
Mallentein/Maltein
Im Volksmund bekannt:
mal = Gerichtsstätte
mallare, mallen = Verb = wo Recht gesprochen wird
Gerichtsstätte, auch
Versammlungsort nach Machtübernahme der Bayern;
erste regionale Befestigung

Schrimmbach

Dieser Name ist eine Metapher für die regelmäßigen Muren dieses Baches.

SprachgruppeSprachwurzelBedeutung
indoeuropäisch*Serma
von uridg. *serh3 = in feindlicher Absicht losgehen auf
Der angreifende Bach
slawische Umlautung*šrem bzw. *Šrema > Šrim

Literatur

Wörter- und Namenbücher, Karten, Originalquellen

Althochdeutsches Wörterbuch: „ellende/eli-lenti“, in: Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig auf Grund der von Elias v. Steinmeyer hinterlassenen Arbeit. Bearbeitet und herausgegeben von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Leipzig 1952-2015ff. Online: awb.saw-leipzig.de (besucht am 13.06.2023).

Anreiter, Peter: Der Ostalpenraum im Spiegel vordeutscher Namen, in: Namenkundliche Informationen, 79/80 (2001), „fascia“. Online: urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-313411.

Bichlmeier, Harald: Ein neuer Blick auf die ältesten Orts- und Gewässernamen in (Mittel-)Europa, in: Namenkundliche Informationen, 105/106 (2015), S. 299–331 („-uent“>ont/ant). Online: urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-171759.

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Seebold, Elmar: „FASCA“ et al., in: Chronologisches Wörterbuch des deutschen Wortschatzes. Zweiter Band: Der Wortschatz des 9. Jahrhunderts. Unter Mitarbeit von Bulitta, B. u. a., Berlin/New York 2008. Online-Auszug: books.google.at, S. 282 (besucht am 11.08.2023).

Udolph, Jürgen: Gewässernamen Deutschlands, in: Namenkundliche Informationen, 77/78 (2000), Online: urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-313283.

Zinsli, Paul: „Fäsch, Fesch“, in: Ortsnamenbuch des Kantons Bern I/1. Begründet und herausgegeben von Zinsli, Paul. Erster Teil: A–F, Bern 1976. Online: ortsnamenbuch.unibe.ch (besucht am 11.08.2023).

Weiterführende Literatur

Böhm, Reinhard, Ingeborg Auer und Eva Korus: Die Vorgeschichte des Klimas in den Hohen Tauern. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Bm:bwk Programm proVision „A Tale of two Valleys“. (besucht am 01.07.2019, nicht mehr online).

Fritz, Adolf und Friedrich H. Ucik: Klimageschichte der Hohen Tauern. Spätwürmzeitliche und postglaziale Klima- und Vegetationsentwicklung in den südlichen Hohen Tauern (Ostalpen, Kärnten). Ergebnis der Bohrungen am Stappitzer See bei Mallnitz. Projekt der Österreichischen Draukraftwerke (1979–1981) und des Wissenschaftlichen Beirates des Nationalparks Hohe Tauern, 2001. Online: zobodat.at (besucht am 25.08.2023).

Glanznig, Michael: Zeitereignisse im Lieser- und Maltatal, 2023, S.11 Anm. 2 („Lisara“-Erstnennung), Online: ark:/65325/r20g86.

Kordon, Frido: Sagen und ihre Stätten im Lieser- und Maltatal. Teil 1: Liesertal, in: Jahrbuch des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1935, S. 177ff. Online: anno.onb.ac.at (besucht am 11.08.2023).

Kordon, Frido: Sagen und ihre Stätten im Lieser- und Maltatale Kärntens, Teil 2: Maltatal, in: Jahrbuch des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1937. Online: anno.onb.ac.at (besucht am 11.08.2023).

Kral, Friedrich: Zur postglazialen Waldentwicklung in den südlichen Hohen Tauern, mit besonderer Berücksichtigung des menschlichen Einflusses. Pollenanalytische Untersuchungen, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. Band 194 (1985), S. 247–289. Online: zobodat.at (besucht am 11.08.2023).

Krause, Johannes: Die genetische Herkunft der Europäer. Biologische Anpassung und Mobilität in der Vorgeschichte. Forschungsstand 2014 unter mpg.de (besucht am 11.08.2023), Interview aus 2021 unter eurac.edu (besucht am 11.08.2023).

Lafenthaler, Anton Ernst: „Tischlerspitz“/Faschnock als auch Vegetation Gasteinertal mit Quellenangabe zur Pollenanalyse, in: Webseite Gastein im Bild. Online: gastein-im-bild.info (besucht am 11.08.2023).

Oeggl, Klaus und Kurt Nicolussi: Prähistorische Besiedlung von zentralen Alpentälern in Bezug zur Klimaentwicklung, in: Roland Schmidt, Christoph Matulla und Roland Psenner (Hrsg.): Klimawandel in Österreich, Die letzten 20.000 Jahre … und ein Blick voraus, alpine space – man & environment Bd. 6, 2009, S. 77–87. Online: uibk.ac.at (besucht am 25.08.2023).

Rutherford, Adam: Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat, Berlin 2018.

SAGEN.at: „Der Ursprung der Lieser“ von Graber, Georg: Sagen aus Kärnten, Graz 1941. Online: sagen.at (besucht am 11.08.2023).

Schaumberger, Jakob et. al.: StartClim2005.F. GIS-gestützte Ermittlung der Veränderung des Lebensraumes alpiner Wildtierarten (Birkhuhn, Schneehuhn, Gamswild, Steinwild) bei Anstieg der Waldgrenze aufgrund Klimaveränderung. Projekt der Universität für Bodenkultur und des Instituts für Meteorologie, Wien 2005. Online: startclim.at (besucht am 11.08.2023).

Slupetzky, Heinz: Die Hohen Tauern in der Eiszeit und Nacheiszeit, in: Diverse Verlagsschriften des Naturhistorischen Museums Wien, Band 13 (1994). Online: zobodat.at (besucht am 11.08.2023).

Tributsch, Helmut: Der lichtgeflutete Berg Luschari. Symbol, Naturreligion und Mythos heiliger Berge, Gleisdorf 2022.

Winckler, Katharina: Grenzen in den Alpen, in: Die Alpen im Frühmittelalter. Online: 10.26530/oapen_437227.

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Ulrike Mengeú: Namen als Geschichtsquelle – Ein Archiv in der Landschaft. In: Aus Gmünds vergangenen Tagen, Publikationen Stadtarchiv Gmünd in Kärnten, April 2020. Online: ark:/65325/d6000t.

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