Ein Vaterberg im Maltatal: Bartelmann und Hattenberg
Ulrike Mengeú

Der Name Bartelmann (2413 m) für die zentrale dreispitzige Gipfelgruppe des Bergmassivs im unteren Maltatal lässt sich mit Bartel auf eine Kurzform von Berthold oder auch Bartholomäus zurückführen. Die Namenforschung erklärt beides über das althochdeutsche beraht, mit der Bedeutung hell, glänzend. Bei der Christianisierung beruft man sich bei Bartholomäus jedoch auf den Apostel aus dem 1. Jhdt. n. Chr., der als Märtyrer stirbt. In der aramäischen Ursprungssprache übersetzt sich dieser Name als Sohn des Tolmai, also ein vollkommen anderer Bezugsrahmen. Der in Kärnten und der Steiermark bekannte Bartel, der als dämonisches Wesen den Nikolaus begleitet und heute zu den modernen Perchtenläufen gestellt wird, hat eine davon abweichende Geschichte. Sprachgeschichtlich kann man Bartel als Nebenform zu Perchtl zwar mit der Percht der rauen Nächte in Verbindung bringen. Neuere Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass diese modernen Bräuche keine historisch belegbaren Verbindungen zu vorchristlichen Kulthandlungen besitzen und sich so auch nicht in Flurnamen finden.

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Ein Besuch in Landfraß
Ulrike Mengeú

Nomen est omen: Die Familie Landsiedler siedelte dort, wo sich ihr mitgebrachter Name auf ganz besondere Weise spiegelt: Der Gegensatz zur Stadt begründet noch heute eine von mehreren Bedeutungen des Wortes Land. Nahe Gmünd nennt sich ein solches Land im Speziellen Landfraß, einst Teil der Katastralgemeinde Puchreit. Die Verwendung von Land wandelte sich je nach Kulturlandschaft. Grundsätzlich bezeichnete es eine Fläche, die dem Fruchtbau diente. Heutzutage verwendet man Landfraß als Hinweis für einen übermäßigen Verbrauch von Grünland für Siedlungen, Gewerbeflächen oder Straßen, der mit Nachteilen verbunden ist. Eine erste Verschriftlichung des Gmünder Landfraß findet man laut Kranzmayer 1503. Er reiht diesen Namen unter die deutschen und erklärt ihn sich über den Bach, der das Land abfrisst. Bei ihm erscheint dieser Name mit scharfem ẞ, wie auch in amtlichen Verzeichnissen bzw. Karten. Wegweiser weichen inzwischen davon ab. Ursprünglich führt sich der Unterschied zwischen ss und sz/ß auf einen stimmlosen Laut zurück, der durch eine Lautverschiebung im Frühmittelalter verschwand, wie es überhaupt interessant ist, dass das Phänomen des Lautschwundes in mehreren Sprachen zu beobachten ist: Nicht nur verschwinden ganze Sprachen, sondern auch die Vielfalt ihrer Laute …

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Treffen – Kreuschlach – Perau – Platz: Ach, das sind ja alles NUR NAMEN!?
Ulrike Mengeú

Die regionalen slawischen/frühslowenischen Namen sind ein Nachhall uralter Zeiten. In der Region dominierte zunächst die Schriftlosigkeit. Diese Epoche sollte man unbefangen und vorurteilsfrei betrachten. Sie gehört zur Geschichte Oberkärntens wie die Epoche der Monarchie. Blättert man im Telefonbuch des Lieser- und Maltatales, findet man in den Familiennamen unzählige Wörter aus der slawischen Sprachfamilie. Noch in der österreichischen Monarchie lebten bis zu dreizehn Sprachen, Deutsch stellte die Verwaltungssprache. Ansonsten hat sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein keiner um eine wie immer geartete Hierarchie der Sprachen gekümmert, wichtig war einzig die Loyalität gegenüber dem Kaiser. Mehrsprachigkeit war z. B. ein Karrierevorteil im militärischen Apparat der Monarchie. Heute formuliert die Europäische Union die Vision, dass jeder EU-Bürger sich zumindest dreisprachig verständigen können sollte. Es sind reine Kommunikationsfähigkeiten, die gewisse angenehme Begleiterscheinungen mit sich bringen, vor allem auch eine Erweiterung des Horizonts. Die Idee, Sprache und Nation als Einheit zu sehen, entstand erst vor kaum mehr als hundertfünfzig Jahren. Auch diese Idee zeigt Vergänglichkeit, neue sind unterwegs: Anpassungsfähigkeit ist gefragt.

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Pongratzen: Kirche, Stadttor und Legende
© Reinhard Kager, Millstatt

Pankratius zählt zu den vierzehn Nothelfern und gehört zu den Eisheiligen. In Altbayern verbreitete sich die Pankratiusverehrung bereits in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts über den Missionar Bonifatius. Der Enkel Karls des Großen, der spätere Kaiser Arnulf von Kärnten, vermehrte die Pankratius-Verehrung in seinem Reich. Der Papst rief ihn um Hilfe, um die Stadt aus unerwünschten Händen zu befreien. Arnulf kam diesem Ruf nach und siegte 896 n. Chr. Seiner Überzeugung nach gelang ihm dieser militärische Erfolg nur mit Hilfe des Hl. Pankratius, denn am Vorabend dieser Aktion richtete sich sein Gebet an ihn. Mit den Siegesfeiern verband sich die Krönung zum römisch-deutschen Kaiser. Arnulf brachte Pankratius-Reliquien aus Rom. Seither diente dieser Heilige im gesamten Reich als Patron von Ritter und Adel.

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Über Anger, Auen und Tratten und verschwundene Wehre
Land Kärnten / CC-BY

Rund um die Stadtmauern von Gmünd tauchen die Begriffe Anger, Au oder Tratte mit unterschiedlichen Kombinationen auf. Namen wie Moosanger, Karnerau oder Riesertratte hören sich selbstverständlich an. Oberflächlich betrachtet sind es bekannte Wörter, sie klingen deutsch. Verstehen wir aber auch, was sie bedeuten? Über die mündliche Überlieferung dieser Flurnamen bewahren sie vor allem Informationen über die alte Kulturlandschaft in der Umgebung Gmünds.

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Lax-Hube: Von zu wenig Ertrag und den Laichzügen der Seeforelle
Ulrike Mengeú

Mit dem Namen Lax verbinden sich in Gmünd ganz spezielle Aspekte. Diese begründen sich in der Gmünder Bürgerfamilie Lax, die ihren Wohnsitz im Lax-Haus am Hauptplatz hatte. So ist es in mehrfacher Hinsicht wert, sich diesem Namen zu widmen und den Hintergrund zu entdecken. Je tiefer man in dieses Wort taucht, umso deutlicher wird seine Vielfältigkeit. Das woerterbuchnetz.de zeigt sein Bedeutungsspektrum. Die Auslegung erstreckt sich vom Fisch bis hin zu einer Geländeformung durch Wasser und wandelt sich mit dem mundartlichen lax zu einem vollkommen anderen Sinn. In Kärnten ist seine Verwendung eng mit dem Element Wasser und den wandernden Fischen verbunden. Das Grundwort Lachs für den zum Zwecke des Laichens flussaufwärts schwimmenden Fisch zeigt sich in den alten Sprachen nahe dem romanischen Wasserwort lacus. Für die nördlichen Sprachfamilien, aus der Heimat des Lachses, belegt sich ein laxey/læx, für das Slawische ein *losós und im Althochdeutschen landet es als lahs, mit dem in Kärnten auch die Seeforelle bezeichnet wurde. Auf diese sprachliche Besonderheit des Kärntner Lax‘n verweist bereits das alte Grimm’sche Wörterbuch. Welcher Sprachfamilie dieses uralte Kärntner Wort Lax’n letztendlich entstammt, ist hier nicht Thema. In der Vergangenheit wanderten jedenfalls etliche Sprachen durch die Region.

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Namen als Geschichtsquelle – Ein Archiv in der Landschaft
© Reinhard Kager, Millstatt

Die folgende Artikelserie der Stadtnachrichten Gmünd beschäftigt sich in elf Folgen mit Namen der Stadtgemeinde Gmünd. Diese Wörter übermitteln als lebendige Sprachzeugnisse jahrhunderte-, in speziellen Fällen sogar jahrtausendealten Klang der Landschaft. Dass die Namenkunde mit vielfältigen Aspekten zur Regionalgeschichte beitragen kann, wird in dieser vorangestellten Einleitung behandelt.

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